Aktivurlaub, SPANIEN

El Hierro – einstmals das Ende der Welt
Im 2. Jahrhundert nach Christus legte das griechische Universalgenie Ptolemäus den Nullmeridian durch die Punta de Orchilla auf El Hierro, was nichts anderes, als das Ende der Welt bedeutete. Im Volksmund wird El Hierro immer noch als Isla del Meridiano bezeichnet, obwohl der Nullmeridian 1884 nach Greenwich verlegt wurde.
EL HIERRO bereisen, geführt oder individuell
Natur in allen Variationen
Schwarz und grün sind die dominierenden Farben auf der kleinsten der sieben großen Kanareninseln. Hierro heißt Eisen, das auf der Insel zwar nicht vorkommt, jedoch ein Symbol für den harten, schroffen Felsen ist, aus dem diese Insel besteht. Wer Strandidylle sucht, ist hier falsch.
Die landschaftliche Vielfalt zeigt sich in steil aufragenden Klippen, phantasieanregenden Lavaformationen, fruchtbaren Böden und einer üppigen Pflanzenwelt. Lorbeer- und Erikawälder, phönizischer Wacholder, kanarische Kiefern und Erdbeerbäume, sowie Methusalems, wie der Drachenbaum und einige Farne, die in anderen Teilen der Welt längst ausgestorben sind.
Um diese Vielfalt und Schönheit zu erhalten wurde Hierro zum UNESCO Biospärenreservat und Geopark erklärt. Auch die Energiebilanz der Insel ist ziemlich nachhaltig, sie deckt ihren Strombedarf weitgehend durch Wind- u Wasserkraft.
Valverde
Die Hauptstadt Valverde im Nordosten von Hierro liegt als einzige Kanarenhauptstadt nicht direkt am Meer, sondern auf 650 Meter und zieht sich über mehrere Ebenen die Felshänge hoch. Der Ort hat sich seinen dörflichen und originalen Charakter weitgehend bewahrt. Es macht Spaß, sich einfach in den engen, verwinkelten Gässchen zu verlaufen, die über Treppen und steile Gassen die drei Ebenen miteinander verbinden. Nach einem Cortado und der ausführlichen Betrachtung des ganz normalen Lebens auf der Plaza Prinzipal siehst du dir vielleicht kanarischen Bildern und anderen Kunst- und Kulturgegenständen im Kunsthandwerksmuseum an.
Wegen seiner Höhenlage hüllt es sich Valverde nicht selten in Passatwolken, die der Stadt eine ganz spezielle Atmosphäre verleihen. Auch Regen kommt hier öfter vor, als in anderen Inselteilen, doch der lässt sich gemütlich in einem der typisch kanarischen Lokale, die nicht für Touristen gemacht sind, abwarten.
Mirador La Pena
Der von Cesar Manrique, dem lanzarotensischen Künstler kreierter Aussichtspunkt in der typischen organische Gestaltung des bekanntesten kanarischen Künstlers, bietet einen atemberaubenden Blick auf den einzigen flachen Teil von Hierro, El Golfo - terrassenförmig bepflanzt mit traumhaften Ananas und kleinen supersüßen Bananen und begrenzt von imponierenden Felsen.
Nicht gerade billig, doch der märchenhaften Location mit dem traumhaften Ausblick durch die Glasfront absolut angemessen, speist man im Restaurant des Aussichtspunktes typisch kanarische Spezialitäten, wie frischen Fisch und Meeresfrüchte mit schrumpeligen, aber köstlichen Papas arrugadas.
Charco Azul
Direkt unterhalb des Mirador befindet sich ein natürliches Meerwasserbecken inmitten steil aufragender Lavawände, das zumindest bei Ebbe vor den harschen atlantischen Wellen geschützt ist, sodass ein erfrischendes Bad im azurblauen Wasser möglich ist. Wenn das Wasser zu rau ist, gibst du dich am besten einfach dem Rhythmus des Meeres hin, zählst die Wellen und meditierst die zerklüfteten Felsformationen an, die die Phantasie beflügeln und Ruhe eintreten lassen.
Faro di Orichella
Schon mal am Ende der Welt gewesen? Der Leuchtturm von Orichella, der gleichzeitig den ptolemäischen Nullmeridian darstellt, macht es möglich. Die Straße dorthin ist zwar nicht besonders gut, doch erlaubt die vorsichtige Fahrweise auch, Blicke auf die wechselnden Landschaften zu werfen.
Die Umgebung des Faro ist bizarr und karg. Felsen, Vulkankrater und eine Vegetation, die hauptsächlich aus stacheligen Wolfsmilchgewächsen besteht, beherrschen die Landschaft. Wer einen Blick ins Innenleben eines Vulkans werfen möchte, kann zur Cueva del Acantilado wandern. Taschenlampe und Vorsicht nicht vergessen.
El Sabinar
Ein weiteres hierrensisches Highlight im Westen der Insel ist der Wacholderbaumhain El Sabinar. Der Rest eines einst ausgedehnten Wacholderwaldes auf einer windgepeitschten Ebene. Da bleibt kein Baum gerade. In grotesker Weise haben die Bäume dem stetigen Druck nachgegeben und ihre Kronen bis zum Boden gebeugt.
Abtauchen in die vulkanische Unterwasserwelt von El Hierro
Taucher finden vor allem im Fischerdorf La Restinga an der Südspitze der ypsilonförmigen Insel ein vielseitiges Unterwasserparadies. Klare Sichtbedingungen eröffnen eine reiche Unterwasserwelt mit kapitalen Fischen in einer Vulkanlandschaft, die vom letzten unterseeischen Vulkanausbruch im Jahr 2011 zeugt, als der seit langem aktive Unterwasservulkan erstmals mit Wasserfontänen, Bimssteinhagel und Schwefeldämpfen darauf aufmerksam machte, dass er wohl bald die Meeresoberfläche durchbrechen und eine neue Vulkaninsel bilden werde.
El Hierro ist keine liebliche Insel, sie hat auch nur wenige Strände, doch sie ist ein El Dorado für neugierige, abenteuerlustige Naturliebhaber, die sich gerne einfach treiben lassen, verharren, sehen und hören und zu neuen Wundern weiterziehen.