Aktivurlaub, KENIA

Trekken auf den Mount Kenia
Kenia ist nicht nur ein Land für Safaris und Strandurlaube, sondern auch ein Paradies für Montanisten. Trekken auf den Mount Kenia ist eine interessante und landschaftlich einmalige Herausforderung auch für ungeübte Bergsteiger, während die Besteigung der beiden 5000er Gipfel nur mit sehr guten Kletterkenntnissen möglich ist.
Schon aus der Ferne ragen bei klarer Sicht die beiden Gipfel des Mount Kenia, der Batian mit 5199 Meter und der Nelion mit 5189 Meter, hoch in den Himmel. Bei diesen eindrucksvollen Felsformationen handelt es sich um einen eingebrochenen Vulkanschlot, denn wie alle Berge im Einzugsbereich des großen ostafrikanischen Grabenbruchs ist die Mount Kenia Kette vulkanischen Ursprungs. Der dritte Gipfel des Massivs, der Lenana, bleibt mit 4985 Meter knapp unter der 5000er Grenze und kann auch von Wanderern mit guter Kondition erobert werden.
Auf Grund seiner majestätischen Präsenz am Horizont trägt der zweitgrößte Berg Afrikas bei den umliegenden Ethnien den Name Kirinyaga, der leuchtende Berg. Mount Kenia wird nicht nur als König der Berge Afrikas bezeichnet, sondern von seinen Anwohnern auch als Gottessitz betrachtet. Hier wohnt Ngai, von den Maasais Enkai genannt. Um die heilige Stätte immer vor Augen zu haben, werden die Hütten und Häuser der Einheimischen immer mit Blickrichtung zum Berg gebaut.
Schon 1849 entdeckte der deutsche Forscher und Missionar Dr. Ludwig Krapf den schneebedeckten Berg am Äquator, doch keiner glaubte ihm, bis der britische Afrikaforscher Joseph Thomson Krapfs „Sinnestäuschung“ bestätigte. Da die umliegenden Stämme den Göttersitz respektierten, stellte der Berg jungfräuliche Gründe für europäische Bergfanatiker dar, ist jedoch auf Grund der höheren bergsteigerischen Anforderungen immer noch weniger touristisch, als der tansanische Kilimandscharo.
Neben den drei Hauptrouten, der Naro Moru, Sirimon und Chogoria Route, gibt es zahlreiche andere Routen und weitere Gipfel mit über 4000 Meter Höhe und Schwierigkeitsgraden bis VII, die nur sehr routinierten Kletterern vorbehalten sind. Für alle Gipfel außer dem Point Lenana sind eine ausgezeichnete Kondition, sehr gute Kenntnisse im Felsklettern und hochalpine Ausrüstung nötig.
Landschaften
Die Wanderung erfolgt durch wechselnde Landschaften mit tiefblauen Bergseen, rauschenden Flüssen und Bächen, Wasserfällen und beeindruckenden Schluchten und Tälern. Dazu kommt eine ebenso umwerfende, wie abwechslungsreiche Vegetation. Im dichten Dschungel in 2000 bis 3000 Meter Höhe finden sich Zedern, afrikanische Olivenbäume, Baumfarne und Heidekrautpflanzen in beeindruckenden Größen. Der Berg scheint ein spezielles Wachstumshormon für Pflanzen zu verbreiten, denn die gesamte Flora neigt zur Gigantomanie.
Nach dem Regenwald folgen Moor-, Sumpf- und Heidelandschaften und alpin anmutende Wiesen. In höheren, trockeneren Lagen beeindrucken riesige wasserspeichernde Lobelien, die ein bisschen wie Krautköpfe am Stiel aussehen, und andere bizarre Pflanzengesellen. Es ist wie ein botanischer Garten, der direkt aus einem Fantasy-Film zu stammen scheint. Nach der gigantischen Grünfülle folgt über 4000 Meter Höhe die karge Schönheit der Hochgebirgszone, wo nur noch Moose und Flechten wachsen. Dafür gibt es bizarre Felsnadeln, glitzernde Schneefelder und im äquatorialen Sonnenlicht gleißende Gletscher. Oder was davon übrig geblieben ist, denn die Fläche der acht Mount Kenia Gletscher verringert sich leider Jahr für Jahr.
Mount Kenia Trekking: Sirimon Route - Chogoria Route
Der Ausgangspunkt dieser Wanderung ist die direkt am Äquator liegende Kleinstadt Nanyuki, von wo es mit einem Fahrzeug zum 2440 Meter hoch gelegenen Eingang des Mount Kenia Nationalparks, ein UNESCO Weltnaturerbe, geht. Eine Zufahrt mit dem Auto ist zwar bis auf über 3000 Meter Seehöhe möglich, doch wegen der einzigartigen landschaftlichen Schönheit und zwecks Akklimatisation an das sauerstoffarme Höhenklima ist es empfehlenswert, die Wanderung schon hier zu beginnen. Antike Baumriesen säumen den Weg, dekorativ eingestreute Felsblöcke locker das Bild auf, zwischendurch kann es auch mal ganz schön matschig werden.
Dann ragen plötzlich die fast 700 Meter hohen, fast senkrecht ansteigenden Felsnadeln der Zwillingsgipfel Batian und Nelion in die Höhe, daneben der nicht minder beeindruckende Lenara Gipfel, der nach entsprechender Höhenanpassung auch für durchschnittlich fitte Wanderer durchaus zu bewältigen ist. Ein traumhafter Fernblick ist die verdiente Belohnung für den dreistündigen Aufstieg, auch wenn 15 Meter zum Fünftausender fehlen.
Der Weg zurück führt über die landschaftlich schönste Trekkingroute, die Chogoria Route auf der Südseite des Mount Kenia Massivs. Während der Kammwanderung genießt man unvergessliche Aussichten auf das Gorges Tal und Hall Tarns, die Vivienne Wasserfälle und den dunkeltürkisfarbenen Michaelson See in seinem grauen Bett aus Stein. Vorbei an beeindruckenden Bambus- und Regenwäldern geht es zurück ins Tal.